Der Frühling bringt Blumen

Der Sommer bringt Klee

Nun ist der prächtig gewachsene Klee mit seinen runden Blütenköpfchen reif.
Er wird nach Tagesbedarf gemäht und als Grünfutter dem Vieh gegeben. Bei einem erfrischenden Gang durch die Felder trifft man auch auf den wild wachsenden „Hasenklee“, der als zarter, hellgrüner Sommersalat gepflückt und gekostet wird.

Die Sommerzeit ist aber bei den Bauern die Zeit der Heu- und Getreideernte.
Auf den Wiesen sieht man die von zwei Pferden gezogenen Mähmaschinen und später die Heuwender und „Hungerharken“. Am Abend ist das „Dengeln“ der Sensen zu hören, die noch nicht ganz von den Maschinen verdrängt wurden. Schließlich wird das trockne, grüne Heu auf Leiterwagen hochgeladen, mit einem Ladebaum verschnürt und auf die Höfe gefahren. Hier wird das duftende Heu auf den Heuboden über den Viehställen befördert, wofür auf größeren Höfen ein Gebläse eingesetzt wurde.

Nur kurze Zeit bleibt nach der Heuernte, und schon ist die nächste, große Arbeit zu bewältigen – die Getreideernte. Hafer und Gerste sind zuerst reif. Dann folgen Roggen und Weizen. Es wird teilweise noch von Hand gemäht und gebunden. Meistens werden aber „Mäh-Ableger“ und „Selbstbinder“ eingesetzt, die zwei- oder vierspännig, aber auch schon von einem Traktor gezogen werden. Nachdem die Garben in „Hocken“ getrocknet sind, werden sie in die Scheunen gefahren, auf dem Feld in „Schobern“ bis zum Dreschen gelagert aber bei günstigem Wetter auch direkt auf dem Feld gedroschen.
Wie schön war es doch, in freien Stunden die herrliche Natur zu genießen – so, im Grünen auf dem Rücken liegend, dem Gesang der hochfliegenden Lerchen zu lauschen, oder aber einfach die „hörbare Stille“ wirken zu lassen.

Die Kinder hatten nun Ferien. Ihr Sommer hatte seine Höhepunkte. Es war schon was besonderes, auf einem leeren Leiterwagen in schneller Fahrt über das Kopfsteinpflaster des Dorfes zur Heuwiese zu fahren, wobei es so rappelte, dass die Zähne nicht mehr aufeinander trafen. Zurück dann die andere Variante – ganz sachte auf einem dicken, weichen Heupolster.

Die schönsten Sommererlebnisse waren aber die Stunden an unserer schönen Badebucht.
Immer näher kam man dem Seeufer – immer lauter hörte man das Badetreiben und immer größer wurde das Verlangen, endlich mit dabei zu sein. Schwimmen konnten alle Kinder des Dorfes. Als Schwimmer galt jeder, der den See ohne Hilfsmittel durchqueren konnte. Eine harte und gefährliche Prüfung, bei der es aber dank guter Vorbereitung nie zum Schlimmsten kam.
Beim Heimweg beobachteten wir am Feldrand noch schöne Schmetterlinge oder große Libellen, die uns wie kleine Doppeldecker vorkamen. Wäre man doch bald größer, um bei den Segelfliegern in Sensburg dabei zu sein.

Die Sommer waren warm und trocken. Der Einfluss des Kontinentalklimas machte sich bemerkbar. Die Temperatur erreichte manchmal 35°C und mehr. Nur selten gab es – zumindest in meiner Erinnerung – lange Regenperioden, das hätte ja auch bei der Ernte gestört.
Sagenhaft waren aber die starken Sommergewitter, die sich oft über Stunden austobten. Es lag wohl an den vielen Seen und tiefen Wäldern, die das Weiterziehen behinderten. Es hieß auch oft „über das Talter Gewässer (oder einen anderen großen See), da kommt es nicht rüber“, aber Gott Donar hat sich nicht immer daran gehalten. Jedenfalls waren die Gewitter gefürchtet und wenn's nachts gewitterte, so blieben die Erwachsenen angezogen auf dem Bett, um im Notfall Mensch, Tier und Hof zu retten. Auch heute noch soll es hier im Westen alte Ostpreußen geben, die bei Nachtgewittern nicht schlafen gehen. Die Gewitternatur hatte aber auch ihre gute Seite, denn Gewitter gab es nur im Sommer, im Winter waren Blitz und Donner nicht erlaubt, und darauf konnte man sich verlassen.
Nach so einem ostpreußischen Gewitter war die Luft rein und wohltuend. Es gab gleich wieder den schönsten Sonnenschein. Es summte in allen Zweigen und die Grillen zirpten dazu. Später säuselte ein leichter Wind in den Lindenbäumen der Dorfstraße und am westlichen Rand unserer kleinen Welt verglühte langsam das Abendrot.

Dann aber funkelten unzählige Sterne und auch die Milchstraße war deutlich zusehen – ein strahlender Himmel über unserer Heimat wie man ihn hier, in unser beleuchteten Welt, nicht mehr sehen und erleben kann.
So schön war unsere kleine Welt.

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© 2008 Martin Kostka

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